FASZINATION RENNPFERD

Nicht umsonst wird der Galopprennsport als Sport der Könige bezeichnet. Noch bis weit in die 40er Jahre entstammten deren Protagonisten fast hauptsächlich aus der reichen Oberschicht.

Erst in den letzten Jahrzehnten leisteten sich auch immer mehr „normale“ Leute diesen Luxus, nicht selten mit beachtlichem Erfolg. Oftmals teilen sich auch Besitzergemeinschaften ein oder mehrere Rennpferde, wenn das Geld nicht ausreicht oder finden über diese Möglichkeit einen günstigen Einstieg in den Sport.

Was ist das, was diese Begeisterung für diesen Sport ausmacht? Was die Menschen seit ewigen Zeiten am Pferd fasziniert, von seiner Anmut und seiner Kraft, wobei das Vollblut hierbei schon immer einen ganz eigenen Stellenwert eingenommen hat?

Ein Vollblutrennpferd ist eines der schnellsten und imposantesten Geschöpfe Gottes. Mit einem Gewicht von bis zu 650 kg, erreicht es eine Geschwindigkeit von über 70 h/km. Ausgestattet mit Reflexen, die besser sind als die des reaktionsschnellsten Menschen, legt es in einem einzigen Galoppsprung fast 10 m zurück und kann dabei auf einem Bierdeckel wenden. Sein Körper ist eine paradoxe Mischung aus Masse und Leichtigkeit, die dafür geschaffen ist, wie ein Pfeil durch die Luft zu schnellen. Er kennt nur ein einziges Kommando: Lauf!“

aus „Der Hufschlag des Siegers“ von L.Hillenbrand.

Das Gefühl zu unchristlich frühen Zeiten aufzustehen um etliche Kilometer zu fahren nur um für etwa 1-2 Minuten den Trainingsgalopp zu verfolgen; um zu erleben wie nach langer Anreise bei miserablem Wetter das eigene Pferd 9ter in einem Feld von 9 Pferden wird, obwohl jeder meinte das es gewinnen müßte oder aber auch das Hochgefühl, einmal einen eigenen Sieger vom Geläuf zu holen – all das hat nichts mit Renditen oder Vernunft zu tun.

Es mag unzählige Gründe geben warum man ein Rennpferd besitzt, aber Vernunft gehört sicher nicht dazu.

Aber seien wir ehrlich, welches Hobby ist schon vernünftig?

„Es gibt keine schönere und schnellere Art sein Geld zu verschwenden wie durch das Halten von Rennpferden.“

Auf die eine oder andere Weise den Pferden verbunden, trafen sich daher 1996 acht verschiedene Personen aus ganz Deutschland um sich aktiv am Rennsportgeschehen zu beteiligen.

Kaum einer ahnte damals auf welches Abenteuer man sich da einließ.

Zielsollte sein, mit wenig Kapital die Möglichkeit zu schaffen ein Rennpferd zu besitzen bzw. unterhalten.

Die laufenden Kosten hierfür sind schließlich erheblich und niemand kann davon ausgehen, das sich das Pferd selbst finanziert bzw sogar Gewinne einläuft. Ganz im Gegenteil, wer ein Rennpferd unterhält muß sich bewußt sein, das dies in erster Linie nur Geld kosten kann.

Aus eigener Erfahrung kann ich hier einige Kosten auflisten, welche neben dem Geld für das Training noch anfallen können.

Da wäre zum einen der Hufschmied, welcher durchschnittlich alle 6 Wochen kommt und mit jeweils ca 80 Euro zu Buche schlägt, zwei mal jährlich impfen, sowie Zahnarzt mit etwa 100 Euro, Versicherung ca 100 Euro jährlich. Boxenmiete und Mistentsorgung werden meist bei den jeweiligen Rennvereinen extra berechnet, da die Trainer selten eigene Stall- und Trainingsanlagen nutzen. Diese Gebühren sind je Rennverein unterschiedlich und liegen zwischen 80 und 140 Euro monatlich. Jeder Grasgalopp den der Trainer anordnet, kostet eine Gebühr von ca 20 Euro. Der Dachverband des Galopprennsports, das Direktorium für Vollblutzucht und Rennen bucht jedes Jahr Farbengebühr sowie die Eintragung des Stallnamens vom Konto ab. Ebenso quartalsweise jeweils 50 Euro für den Pflicht-Bezug des Wochenrennkalenders.

Und damit ist das Pferd noch nicht einmal gelaufen.

Nenngelder und Transportkosten fallen an. Je nach Rennausschreibung liegen die Nenngebühren bei 1 – 1,5 % des zu erzielenden Gewinnes. Den Transport des Pferdes an den jeweiligen Rennplatz muß man mit etwa 1 Euro pro Kilometer berücksichtigen, ganz egal ob das Pferd gewinnt oder als letzter die Ziellinie passiert. Dazu kommen Führgeld 15 Euro und eventuelle Spesen für den Betreuer.

Der Jockey erhält ein Reitgeld, welches sich ebenfalls nach der Höhe des zu erzielenden Gewinnes errechnet. Reist der Jockey gar aus weiterer Entfernung an, hat er Anrecht auf Spesen. Siegt das Pferd oder läuft in die Platzierung erhält der Reiter nochmals 5 % des Gewinngeldes, der Trainer erhält 10%, und das Direktorium rechnet nochmals einige Prozente ab für dies und das.

Hier sind nun noch nicht mal die Kosten aufgelistet, wenn man persönlich die Rennen besucht.

Warum also nur tut man sich das an?

Es macht Spaß. Und zwar eine ganze Menge!

Das Flair einer Rennbahn bei schönem Wetter mit Freunden genießen, das Mitfiebern wenn das eigene Pferd läuft, vielleicht auch eine kleine oder größere Wette wagen? All dies macht eine Besitzergemeinschaft aus.

Gemeinsame Besuche bei Gestüten können so was noch abrunden und seien wir doch mal ehrlich – welches Hobby kostet nicht Geld und bringt wesentlich weniger Aufregung mit sich.

Wer nun allerdings meint, das sein Pferd sichere Gewinne verspricht oder gar den Unterhalt deckt, hat hier nichts verloren.

Wobei ich natürlich nicht ausschließen möchte das es diese Fälle auch gibt. Für kleines Geld einen Crack zu bekommen - wer kennt sie nicht, all diese Geschichten, welche von verkannten Talenten und unterschätzten Pferden erzählen, welche dann zu großen Siegern emporstiegen?

Davon träumen sie alle, die Rennpferdebesitzer.

Aber bleiben wir erst mal auf dem Boden der Tatsachen.

Die Besitzergemeinschaft Vermeer e.V. ist ein Zusammenschluss von Rennsportfreunden, welche an Galopprennen teilnehmen, ein Pferd kaufen oder pachten und verwalten möchten. Das Pferd ist für uns keine Maschine zum Geldverdienen, sondern es wird versucht „unserem“ Pferd ein so artgerechtes Leben wie möglich zu bieten. Wir gehören alle nicht zu den besonders Begüterten, entsprechen also keinesfalls einem der üblichen Klisches welche über das Rennbahnmilieu kursieren.

„Nicht jeder auf der Rennbahn ist ein Verbrecher aber jeder Verbrecher ist auf der Rennbahn“ W.Churchill – um nur eines der bekanntesten zu nennen.

Ganz im Gegenteil! Wir versuchen mit wenig Eigenmitteln möglichst viel Spaß und Unterhaltung zu bekommen. Und das ist uns auch gelungen!

Die Grundlagen wurden schnell gelegt; der Verein VERMEER e.V. wurde unter Zuhilfenahme mehrerer Gläser Sekt 1996 gegründet, Farben beim Direktorium beantragt, sowie ein Konto eingerichtet.

Mitschnitt aus dem SFB ( Avi, 2MB oder mpeg, 11MB )

Der Anfang ist gemacht, nun fehlt uns nur noch ein Pferd.